Die Filmstarts-Kritik zu A Million Ways To Die In The West (2024)

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A Million Ways To Die In The West

3,5

gut

A Million Ways To Die In The West

Von Carsten Baumgardt

Der Western wurde schon so oft fälschlicherweise für tot erklärt, dass man mit dem Zählen der Abgesänge gar nicht mehr hinterherkommt. Irgendwann taucht immer wieder ein neuer Vertreter dieses ur-amerikanischen Genres auf, der den scheintoten Patienten wiederbelebt. Bei der Filmparodie liegt der Fall dagegen ganz anders: Diese Spielart erfreut sich zumindest was die Menge der Produktionen angeht bester Gesundheit, zugleich ist die Kunst der liebevollen Verballhornung jedoch zu einem Sammelbecken für filmische Schmarotzer wie Aaron Seltzer und Jason Friedberg („Date Movie“, „Meine Frau, die Spartaner und ich“) geworden, die lediglich die Posen und Gesten der großen Vorbilder aufgreifen, aber inhaltlich rein gar nichts Substanzielles aufbieten. Dass es auch anders geht, zeigt „Family Guy“-Schöpfer Seth MacFarlane nun mit seiner Western-Komödie „A Million Ways To Die In The West“. Seine ebenso liebevolle wie respektlose Parodie ist von Hochachtung für die Motive und den Stil des klassischen Western geprägt – und dadurch wird sie noch einmal witziger.

1882 im Städtchen Old Stump: Schafzüchter Albert (Seth MacFarlane) ist der mieseste Cowboy weit und breit. Er schießt schrecklich schlecht, ist ein Angsthase vor dem Herrn und geht deshalb jeder physischen Auseinandersetzung aus dem Weg. Dominant ist nur sein Mundwerk: Seine große Klappe ist gepaart mit einer für den Wilden Westen ungewöhnlichen Eloquenz, was ihn im Ort endgültig zu einem Außenseiter werden lässt. Als er sich in einem Duell mal wieder wie eine Memme verhält, macht auch noch seine Freundin Louise (Amanda Seyfried) Schluss mit ihm und wirft sich stattdessen dem schneidigen Zwirbelbartträger Foy (Neil Patrick Harris) an den Hals. Die Situation wendet sich erst mit der Ankunft der Gangsterbraut Anna (Charlize Theron): Sie soll für eine Weile in Old Stump untertauchen, während ihr Mann, der gefürchtete Revolverheld Clinch (Liam Neeson) in der Nähe Geschäfte zu erledigen hat. Von dem gesetzlosen Gatten ahnt Albert nichts und verliebt sich in die selbstbewusste Amazone…

Die Filmstarts-Kritik zu A Million Ways To Die In The West (1)

Mit seinem Komödien-Monsterhit „Ted“ schaffte „Family Guy“- und „American Dad“-Mastermind Seth MacFarlane spektakulär den Sprung vom kleinen Bildschirm auf die große Leinwand. Und bei seinem zweiten Spielfilm hat er nun schon fast so etwas wie einen eigenen patentreifen Regie- und Erzählstil fürs Kino gefunden: „A Million Ways To Die In The West“ hat die Gestalt einer abendfüllenden „Family Guy“-Episode, die mit reichlich „Ted“-Humor angereichert ist. MacFarlane bietet haufenweise komische, oft unanständige Witze auf, während die Handlung bestenfalls als Mittel zum Zweck dient. Der Regisseur, Autor und Hauptdarsteller lässt sich das Nerd-Sein weiterhin auch von Hollywood nicht austreiben und nimmt keinerlei Rücksicht auf den „guten Geschmack“. Er garniert sein scharmloses Treiben vielmehr mit Fäkalgags und anderen grenzwertigen Unarten (Stichwort: Neil Patrick Harris und die Hüte in einer „Brautalarm“-Reminiszenz): So ist der Film für Mainstream-Verhältnisse rotzfrech.

Der größte Trumpf von „A Million Ways To Die In The West“ sind zunächst einmal die lustigen und lustvollen Dialoggirlanden, die MacFarlane sich und seinem Personal knüpft. So ist der Schafzüchter Albert zwar ein Feigling und Jammerlappen, verfügt aber über außergewöhnliche rhetorische Fähigkeiten. Dadurch ist er seinen Mitmenschen in der Welt des Wilden Westens intellektuell überlegen, was diese wiederum mehr verstört als beeindruckt: Er wird schlicht nicht ernstgenommen – bis die richtige Frau auftaucht und der Ärger neue Dimensionen annimmt. Mag die Geschichte auch noch so vorhersehbar an sattsam bekannten Versatzstücken des Genres orientiert sein, sind die Figuren hierbei dennoch allesamt so sorgfältig gezeichnet, dass man sie gerne liebt oder auch hasst. Außerdem sorgt der gewiefte Entertainer MacFarlane mit lauter neckischen Nebensächlichkeiten dafür, dass niemals Langeweile droht.

Unter den Kleinigkeiten am Rande sind die Cameos besonders auffällig und von denen verdienen drei eine eigene Erwähnung. Der beste Kurzauftritt wurde leider schon in einem Trailer verramscht (für alle Unwissenden nur eine Andeutung: Es wird wunderbar eine Kult-Trilogie integriert, die in den 80ern ihren Anfang nahm), der zweite berühmte Gast ist ein alter Bekannter MacFarlanes, der als zu erschießender Cowboy kurz mitmischt und im finalen Cameo greift der Regisseur den Titel und Running Gag des Films auf: Es gibt einfach eine Million Möglichkeiten, im Wilden Westen zu sterben – und ganz besonders den Jahrmarkt sollte man meiden. Herrlich ist auch jener Einfall, den Namen der „Ted“-Schauspielerin und „Family Guy“-Sprecherin Mila Kunis („Mi-la Ku-Nis“) höchst amüsant in die Indianer-Sprache zu übertragen. So wie hier springt MacFarlane zwar oft respektlos und ruppig mit dem Western um, erweist dem Genre aber trotzdem immer wieder seine Reverenz. Besonders deutlich wird das sowohl beim schwungvoll galoppierenden Soundtrack als auch bei den majestätischen Bildern, die mehr als einen Funken Hommage in sich tragen.

Neben der Prägung durch die Vorbilder aus der Filmgeschichte ist das stärkste und einflussreichste Element in „A Million Ways To Die In The West“ aber eindeutig Seth MacFarlane selbst. Dessen größte Stärke wiederum ist sicherlich nicht das Schauspieltalent: Seine Darbietung in der Hauptrolle ist solide, fällt aber insbesondere gegenüber seinem Co-Star Charlize Theron („Prometheus“) ab. Die Oscarpreisträgerin bietet die ganze Palette – sie ist tough und sympathisch, stark und ein bisschen verletzlich. Man sieht ihr einfach gern zu, während MacFarlane doch allerhand Hampeleien vollführt und dabei nicht selten wie die Kinoversion von Charlie Harpers Bruder Alan aus „Two And A Half Men“ wirkt. Neil Patrick Harris („Die Schlümpfe“, „How I Met Your Mother“) gibt dazu genüsslich den Widerling Foy, Giovanni Ribisi („Lost In Translation“) die schüchterne männliche Jungfrau Edward, die für ihre Huren-Freundin Ruth (Sarah Silverman) die besten Termine für den nächsten Kunden-(Anal-)verkehr aushandelt. Auch Liam Neeson („Non-Stop“) beweist reichlich Selbstironie, was er speziell im Zusammenspiel mit einer Butterblume dokumentiert. Nur Amanda Seyfried („Das Leuchten der Stille“) bleibt als zickiges Liebchen weitgehend blass.

Fazit: Mit der Western-Komödie „A Million Ways To Die In The West“ zementiert Multitalent Seth MacFarlane seinen Status als einflussreicher Hollywood-Nerd, der sich keine Vorschriften machen lässt. Sein Film ist so derb wie lustig, so rau wie charmant, so eigensinnig wie massentauglich – und trotz kaum vorhandener Handlung ein Unikat.

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